n besagtem Briefwechsel schreibt Freud, der bekanntermaßen ein passionierter Briefeschreiber war, an Einstein: „Alles, was die Kulturentwicklung fördert, arbeitet auch gegen den Krieg.“ (Freud, 1933).
Dieser Satz hat mich mutig und traurig zugleich gemacht:
MUTIG, weil es bedeutet, dass alles, was wir bei der EJÖ und generell bei der Kirche machen, aktive Kriegsverhinderungsarbeit oder anders ausgedrückt Friedensarbeit ist.
Denn:
Wir sind Bildungsträgerin mit ej qualifies, TakeMak, KiGo-Tagung u.v.m. und damit Kulturträgerin. Wir leben eine offene und hoffentlich größtenteils wertschätzende Debattenkultur, wir tragen mit unseren zahlreichen Gremien – so zach sie manchmal auch sein mögen – zur Demokratieerziehung bei und wir erinnern uns mit den Erzählungen von Gottes Heilstaten und den Erfahrungen, die zahlreiche Generationen vor uns mit Gott und der Welt gemacht haben, daran, dass wir in einer langen Tradition stehen. Wir ermutigen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dazu, Traditionen und Werte zu hinterfragen und das, was für sie passt, zu ihrem zu machen, Kirche und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten und so Selbstwirksamkeit zu spüren.
All das trägt zu einem friedlichen Miteinander der Generationen und auch Werteströmungen bei. Und die immer währende Ermutigung, dass Gott uns leidenschaftlich liebt und wir daher auch mit allem Fug und Recht uns selbst lieben und einander annehmen dürfen, hilft für inneren Frieden mit sich selbst.
Puh, wir machen also schon ganz schön viel und dennoch fühlt es sich manchmal nach so wenig an.
Und genau deswegen macht mich Freuds Aussage auch ein wenig TRAURIG.
Ständig scheinen wir gegenarbeiten zu müssen; gegen das Auseinanderbrechen der Generationen, der gesellschaftlichen Strömungen und Filterblasen, gegen Unfrieden im eigenen Herzen und in der Welt. Das klingt anstrengend.
In der Bibel steht bereits die Empfehlung: „Suche den Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15) Das klingt durchaus dynamisch, aber eben auch nach Anstrengung.
Frieden scheint ein Privileg zu sein und leider noch nicht der Standard. Er ist ein kostbares Gut, für das es sich zu arbeiten und einzusetzen lohnt, jeden Tag, immer wieder – im Freundes- und Bekanntenkreis, auf Familienfeiern, in Politik, Kirche und Gesellschaft, im eigenen Jugendkreis, der eigenen EJ und eben auch auf den Bühnen der Weltpolitik.
Lasst uns das gemeinsam tun, immer wieder, jeden Tag: mit jedem gemeinsam gesungenen Lied, jeder geteilten persönlichen Geschichte, jedem Glaubenszeugnis, jedem Gebet füreinander und mit viel Verständnis für die Vielzahl an Ideen und Visionen für die Zukunft der Kirche.
Gott sende uns dafür Hoffnung, Mut und die Kraft, nicht nachzulassen, aber auch die Liebe zu uns selbst, uns nicht zu überfordern, wenn gerade Schweigen und Rückzug für uns dran sind.
Bettina, Jugendpfarrerin EJÖ