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Wie viel Geld braucht man zum Leben?


27. April 2025

Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch wo es unter anderem um Einkommen ging und im Hinblick auf mein Einkommen viel plötzlich der Satz: "Aber davon kann man ja nicht leben."

Dies brachte mich zum nachdenken: Wie viel Geld braucht man heutzutage überhaupt um "Leben" zu können?

Speziell in einer Zeit wie heute, wo es der Trend gefühlt dahin geht, dass man jedes Jahr in Uralub fährt und das Smartphone natürlich alle 2 Jahre durch das neueste Modell ersetzt werden muss - einfach nur weil das Alte “alt” ist. Aber beschränken wir uns doch mal auf das absolut notwendige was man braucht (von einer finanziellen Seite aus gesehen) um heutzutage leben zu können.

Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen werden Zusatzbelastungen die jemand haben könnte (Medikamente, etc.) bewusst außen vor gelassen und wir widmen uns wirklich nur dem absolut notwendigen.

  1. Nahrung: Das grundlegendste sind wohl Lebensmittel, denn ohne Essen & Trinken würde der menschliche Körper bereits nach wenigen Wochen seine Tätigkeit einstellen. Der deutsche Streamer & Youtuber Mori veröffentlichte eine Video-Reihe im Jahr 2021 in welcher er Essen kochte die sich ein deutscher Hartz IV-Empfänger leisten konnte, lt. dieser Reihe lag der Hartz IV-Satz für Lebensmittel im Jahr 2021 bei €4,85/Tag. Rechnet man hier die Inflation der letzten vier Jahre dazu liegen wir bei €6,20. Von diesen Zahlen ausgehend sollte es folglich möglich sein, seinen Bedarf an Lebensmitteln mit €7,-/Tag zu decken.

     

  2. Kleidung: Speziell im Winter kann mangelnde Bekleidung schnell ein gesundheitliches Problem darstellen. Und da Kleidung für gewöhnlich nicht ewig hält sondern von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden muss ist auch das ein Posten den man auf Dauer berücksichtigen muss. Wie viel man tatsächlich für Kleidung ausgeben muss schwankt zwangsläufig von Person zu Person, wir nehmen daher hierfür die Daten von “referenzbudgets.at” welche hierfür einen Wert von €57,-/Monat für eine Person angeben.

     

  3. Wohnraum: Selbst die beste Kleidung wird keinen geschützten, warmen und vor allem sauberen Schlafplatz/Wohnraum ersetzen, und dieser hat je nach Region seinen Preis. Laut der Statistik Austria lag die durchschnittliche Miete inkl. Betriebskosten im vierten Quartal 2024 bei €9,92/m². Ein anderes Dokument (ebenfalls von der Statistik Austria, allerdings aus dem Jahr 2021) gibt als durchschnittliche Nutzfläche/Bewohner 41,2m² an. Die durchschnittliche Miete/Wohnung dürfte also ca. €410,- liegen. Wobei hier Mieten in Wien im Schnitt deutlich höher sind als z.B. im Burgenland. Nimmt man Zahlen von Immoscout als Grundlage dürften sich die Mieten für die angegebene Fläche/Person im Bereich von €300,- bis €500,- bewegen abhängig von Wohnort und Lage.

     

  4. Gesundheit: Auch wenn man die Punkte 1-3 erledigt hat, sind gewisse weitere Ausgaben nötig um den Körper gesund und somit langfristig am Leben zu erhalten. Dazu gehören grundlegende Hygiene-Artikel aber auch Ausgaben die den eigenen Wohnraum, Kleidung usw. sauber zu halten sind auf lange Sicht unumgänglich. Auch bei diesem Punkt nehmen wir die Werte von “referenzbudgets.at” und kommen auf €8,- für Reinigungsmittel, €35,- für Körperpflege und €40,- für Gesundheit & Gesundheitsvorsorge. Der von uns gemeinte Überbegriff Gesundheit beläuft sich also auf ca. €83/Monat.

Um sich das alles leisten zu können benötigt man im Norm-fall eine Arbeit mit der man Geld verdienen kann, aber auch das ist heutzutage mit gewissen Investitionen und Fixkosten verbunden. Denn zum einen muss man, sofern man nicht im Home-Office arbeitet oder der Job gleich nebenan ist, irgendwie in die Arbeit kommen und zum anderen sowohl während der Arbeit als auch im Zuge des Bewerbungsprozesses irgendwie kommunikationsfähig sein was heutzutage de facto ein Smartphone voraussetzt.

Für ein Smartphone das ca. 5 Jahre durchhält muss man aktuell mit Anschaffungskosten von €250,- aufwärts ausgehen. Es gibt natürlich auch günstigere Modelle aber diese sind bei der raschen technologischen Entwicklung heutzutage sehr schnell so veraltet, dass sie einen auf lange sicht teurer kommen. Wenn wir also von ca €300,- für das Smartphone ausgehen und diese auf die angesprochenen 5 Jahre aufteilen und dazu noch Kosten für einen Mobilfunkanbieter hinzu kommen, können wir mit etwa €15/Monat rechnen.

Beim Punkt Mobilität gibt es genau wie bereits beim Wohnraum mitunter erhebliche Unterschiede abhängig davon wo man wohnt. Während man in Wien mit Sicherheit ohne Probleme ohne Fahrzeug auskommt und es nur zu Fuß und mit den Öffis von A nach B schafft, gibt es auch abgeschiedenere Gegenden wo ohne eigenes Auto absolut gar nichts geht.

Da Personen die zwingend auf ein Auto angewiesen sind im Normfall einen entsprechenden Job haben, gehen wir für die “Kosten” hier nur auf öffentliche Verkehrsmittel ein. Die übers Jahr gesehen günstigste Variante ist inzwischen fast überall ein regionalee Klimaticket, aber auch hier gibt es Schwankungen von €30,- bis €100,- je nach Verkehrsverbund. 

Je nachdem wo man also lebt und ob man eine eher teure oder günstige Wohnung hat, braucht ein Erwachsener in Österreich zwischen €702,- und €972,- pro Monat um grundsätzlich “leben zu können”. 

Zugegeben, davon lebt man weder komfortabel noch sind hier die Kosten für andere Dinge berücksichtigt die ein Mensch braucht um “leben” und nicht blos “existieren” zu können, aber diese Dinge werden wir in einem eigenen Beitrag gesondert beleuchten.

Wer sich gerne stärker mit dem Thema beschäftigen möchte ist eingeladen die Quellen welche ich für diesen Beitrag genutzt habe weiter zu studieren - man findet alle Quellen bei den Links aufgelistet.

Uns alle lade ich ein, uns häufiger bewusst zu machen, wie viel mehr wir haben als wir “brauchen”; speziell wenn uns mal wieder danach zu mute ist zu jammern wie teuer doch alles geworden ist, wie hoch die Preise (oder der Kirchenbeitrag) doch sind und dass das doch alles unverschämt ist, denn wenn wir zu uns selber ehrlich sind, würden wir mit erheblich weniger auskommen als wir haben.