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Pen and Paper


17. März 2025

In ein paar Stunden ist es wieder so weit, Discord gestartet, auf der Website eingelogt und dann werde ich mit einigen Freunden in eine Welt eintauchen die größtenteils nur in unseren Köpfen existiert.

Gemeinsam erleben wir dann Abenteuer, die sich unser Spielleiter ausgedacht und vorbereitet hat.

Pen&Paper nennt man die Kategorie von Spielen um die es in diesem Beitrag heute geht.

Der Name ist Programm den abgesehen von einem Stift und etwas Papier benötigte man in den Anfangszeiten nur noch eine Reihe von Würfeln und konnte los legen.

Das erste kommerziell erfolgreiche Regelwerk wurde unter dem Namen “Dungeons & Dragons” (kurz: DnD oder D&D) im Jahr 1974 veröffentlicht und entstammt den Köpfen von Gary Gygax und Dave Arneson.

Seither wurde eine Vielzahl an weiteren Regelwerken erdacht, die teilweise in ganz unterschiedlichen Welten und Szenarien spielen und die mitunter ganze Buchreihen füllen. Zu den bekanntesten zählen neben DnD das deutsche DsA (das schwarze Auge) sowie die Spiele des Warhammer-Universums.

Widmen wir uns nun einigen wichtigen Aspekten des Pen&Paper-Rollenspiels.

Die Welt: Je nach Regelwerk findet man sich in einer gänzlich anderen Welt wieder. Die Welt von D&D lässt sich für den Laien wohl am ehesten mit den “Herr der Ringe”-Epos vergleichen. Weite Landschaften welche von dichten Wäldern über weite Grasebenen bis hin zu Wüsten alles abdecken was das Herz begehrt. Bevölkert von Rassen wie Elfen, Menschen und Zwergen aber auch Halblingen und Gnomen, dazu allerlei fantasievolle Tierwesen inklusive Drachen, Dryaden und Co. 

Als Kontrast dazu sei die Welt von “Shadowrun” erwähnt, hier findet man sich in einer eher dystopischen Zukunft des Jahres 2070 oder noch später wieder. Auch hier gibt es Orks und Elfen abgesehen davon ist die Welt aber grundsätzlich ähnlich wie unsere heutige, mit dem Unterschied, dass es nur noch einige wenige Staaten gibt und die eigentliche Macht von Megakonzernen ausgeübt wird. Dazu gibt es natürlich Autos, Computer und einiges an Möglichkeiten um seinen Körper maßschneidern zu lassen.

Auch "Warhammer 40k" gehört zu den Varianten die in einer dystopischen Zukunft spielen, in welcher die Menschheit neben zahlreichen anderen Spezies um die Vorherrschaft in der Milchstraße (und dem gesamten restlichen Universum) kämpfen.

Die Spielercharaktere: Jeder Spieler erstellt für sich normalerweise einen eigenen Charakter den er in dem Abenteuer verkörpert, oft werden diese Charaktere aber auch für ganze Kampagnen erstellt in denen die einzelnen Abenteuer zusammenhängen und bei denen der Charakter über die Zeit eine Entwicklung durch macht (sehr gut zu vergleichen mit dem leveln von Charakteren in Computerspielen). Abgesehen vom Regelwerk und eventuellen weiteren Vorgaben des Spielleiters sind die einzigen Grenzen hierbei die der eigenen Fantasie. Und so reichet die Bandbreite von einem zwergischen Magier mit 200 Jahren auf dem Buckel darstellt über den menschlichen Paladin, den elfischen Warlock bis zur Figur eines halblingischen Diebes begibt der im Jugendalter von zu Hause ausgebüchst ist. Das spannende hierbei für den Spieler, er kann Dinge erleben und ausleben, die eventuell so gar nicht der eigenen Persönlichkeit entsprechen was sowohl herausfordernd, als auch interessant sein kann.

Das Abenteuer: Je nach geplantem Ausmaß hat der Spielleiter bzw. Gamemaster (kurz: GM) eines oder mehrere Abenteuer vorbereitet. Meistens wird durch eine erzählte Einleitung den Spielern ein Spielziel vorgegeben (Rettung einer Prinzessin, Erlegen eines Monsters, Erforschen eines unbekannten Gebiets, …). Nach der Einleitung gestalten für gewöhnlich die Spieler dem weiteren Verlauf der Geschichte indem sie ausgiebig erklären was sie tun um dem Ziel des Abenteuers näher zu kommen. Dabei treffen sie meistens auf eine Reihe von Hindernissen und Problemen die es zu lösen gilt, aber auch auf andere Charakteren die vom Spielleiter dargestellt werden und welche ihnen (meist für eine Gegenleistung) ihre Hilfe anbieten. 

Die Würfel: Spielercharaktere landen im Zuge ihres Abenteuers zwangsläufig in Situationen, deren Ausgang von Faktoren abhängig ist, die sich nur bedingt kontrollieren, vorhersagen oder festlegen lassen. Vom Balancieren auf einem Felsvorsprung bis zum Überreden einer Stadtwache oder dem Bestimmen einer Pflanze im Wald, überall könnten Fehler passieren was zwangsläufig Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf hat. Um hier die nicht kontrollierbaren Faktoren der Realität abzubilden, wird bei derartigen Aktionen meistens mit einem 20-seitigen Würfel gewürfelt. Zum Ergebnis darf der Spieler noch einige Punkte dazuzählen welche seine Fähigkeiten in dem jeweiligen Gebiet repräsentieren. Erreicht der Spieler einen zuvor festgelegten Mindestwert, gelingt sein Vorhaben und er kann weiter machen. Schlägt der Würfelwurf fehl muss er sich etwas anderes einfallen lassen oder wird mit einer veränderten Situation konfrontiert - ein fehlgeschlagener Bestechungsversuch kann durchaus dazu führen, dass der Spieler erst mal seinen Charakter aus dem Gefängnis holen muss.

Karten: Der Großteil der Welt wird vom Spielleiter beschrieben und entsteht somit in den Köpfen der Spieler. Manchmal ist es aber erforderlich, dass alle Spieler die gleiche Vorstellung haben, wie ein bestimmtes Gebiet aussieht, meistens wenn sie in einen Kampf verwickelt werden aber zum Beispiel auch, wenn sie in einem Gebiet etwas finden oder verstecken müssen. In den Anfängen der Pen&Paper-Games wurden hier die Gegebenheiten meist vom Spielleiter mit einem Stift auf Papier aufgezeichnet. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von vorgefertigten Karten im Internet welche Spielleitern die Vorbereitung erleichtern.

Software: Die Welt hat sich natürlich weiterentwickelt und so gibt es heutzutage eine Reihe von Softwarelösungen, welche nicht nur das Spielen an sich erleichtert sondern es den Spielern auch ermöglicht gemeinsam zu spielen ohne im selben Raum zu sein. Speziell wenn eine Gruppe von Spielern auf ein größeres Gebiet (z.B. ganz Österreich) verteilt ist, wäre der Aufwand für einen Spieleabend recht groß und speziell längere Kampagnen eigentlich nicht durchführbar. Und so nutzen viele Spieler heute Discord, Teamspeak oder ähnliche Systeme um miteinander zu sprechen. Die Würfelwürfe sowie alle nötigen grafischen Darstellungen (von Weltkarten bis zu einzelnen Charakteren) übernimmt eine eigene Website (z.B. Roll20 oder Foundry) und schon kann man regelmäßig miteinander spielen ohne zuerst Stunden im Auto, Zug oder Bus zubringen zu müssen.

Lernen: In aller erster Linie soll das gemeinsame Spielen natürlich Spaß machen. Ich persönlich habe es aber durchaus schon öfter erlebt, dass man einiges bei solchen Rollenspielen lernen kann. Speziell wenn man seinen Charakter so designt, dass er einem Situationen aufzwingt die man privat eigentlich vermeiden würde. Dadurch ist man häufig gefordert, sich in Situationen sowohl logisch als auch emotional mit anderen Sichtweisen und Problemen zu befassen. Ist man zum Beispiel vom eigenen Typus her eher jeamnd, der ruhig und besonnen ist, kann es ganz aufschlussreich sein, wenn man jemanden darstellt der jeder Idee erst Mal zustimmt und seine Entscheidung erst dann hinterfragt, wenn einem die Pfeile der Stadtwache um die Ohren segeln. Aber auch den Umgang mit Frust kann man hier ganz gut erlernen wenn man an einem Abend den fünften Würfelwurf in folge vergeigt. Nich die angenehmste Erfahrung aber definitiv eine, die einem auch im echten Leben weiter hilft.

Für alle die jetzt auch Lust haben mal jemand anderes zu sein, zum Abschluss noch ein paar Empfehlungen: 

1) Wenn ihr noch nie ein Pen&Paper-Abenteuer gespielt habt versucht eine bereits bestehende Gruppe oder einen Verein in eurer Nähe zu finden, die euch den Einstieg erleichtern.

2) Alternativ könnt ihr auf Plattformen wie Twitch eine Reihe von Streamern finden, die derartige Sessions regelmäßig online übertragen (den Kanal des deutschen Streamers BENandPAPER findet ihr in den Links).

3) Steigert euch nicht zu sehr rein: Je nach Runde kann es passieren, dass man seinen Charakter möglichst seinen Vorstellungen getreu ausspielen möchte, dies sollte aber nie Auswirkungen auf eure tatsächlichen Beziehungen zu euren Mitspielern haben. Wenn ihr also z.B. einen cholerischen Zwerg spielt der seine Mitmenschen die ganze Zeit nur beleidigt, solltet ihr vorab festlegen, wann mal Pause gemacht wird, bevor man sich tatsächlich gegenseitig an die Gurgel geht.

4) Schraubt die Erwartungen nicht zu hoch: Speziell wenn ihr vorab profesionellen Streamern dabei zuseht wie detailiert und ausgiebig sie ihre Rollen ausspielen, erwartet nicht, dass ihr in einer eigenen Runde sofort den selben Grad an storytelling erreicht, zu hohe Erwartungen werden hier sonst ganz schnell zum Spaß-Killer.

5) Bevor ihr euch an komplexere Regelsysteme heranwagt, startet mit D&D, es hat so ziemlich das einfachste Regelwerk und vermutlich im Internet auch die breiteste Communit, so das hier ein Einstieg in die Thematik am leichtesten möglich sein sollte.

6) Keine Angs vor Fehlern: Speziell wenn man häufiger anfängt Rollenpspiele zu spielen, werden einem immer wieder Fehler unterlaufen - bei der Charaktererstellung oder auch als Spielleiter bei der Gamevorbereitung oder dann während des Spiels, das gehört dazu, nehmt es mit Humor und versucht in solchen Fällen einfach eine gemeinsame Lösung zu finden.

7) Habt Spaß: Das ist der Sinn eines jeden Spiels, gemeinsam mit seinen Mitspielern eine tolle Zeit und viel Freude zu haben, und hoffentlich bei allerlei absurden Situationen auch viel Lachen zu können.