Wenn ich so an die wichtigsten Trends (die ich selber bewusst miterlebt habe) zurückdenke, fallen mir chronologisch zuerst Skype und ICQ ein.
Kurz danach tauchten die sogenannten „sozialen Medien“ auf; Facebook und Instagram aber auch, Tinder, Twitter, WhatsApp, usw.
Facebook wurde in meiner Wahrnehmung zum ersten Mal aktiv von unserer Kirche genutzt um ihr Angebot zu erweitern und die eigene Reichweite zu erhöhen.
Es folgt die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen die zu einem weiteren Trend führten.
Gottesdienste werden seither vermehrt online übertragen, oder aufgezeichnet und zum anschließenden Nachhören auf die eigene Website gestellt. Und viele Veranstaltungen die früher im direkten Kontakt stattfanden werden auf Online-Meeting-Plattformen wie Zoom ausgelagert (manchmal sogar dauerhaft).
Der neueste Trend wird mit dem Namen „künstliche Intelligenz“ zusammengefasst.
Und zugegeben, ChatGPT & Co liefern einiges an Möglichkeiten.
Aktuell werden diese Möglichkeit zwar vermutlich noch gar nicht (oder zumindest sehr wenig) genutzt, aber angesichts der schwach besuchten Gottesdienste könnten geistliche Amtsträger irgendwann der Versuchung nachgeben, den Trend zur KI auch für die Erstellung von Predigten zu nützen. Wozu für ein paar Besucher in den Kirchenbänken Stunden in die Vorbereitung einer Predigt investieren?
Alle oben genannten Trends & Möglichkeiten haben Potential und ich befürworte es grundsätzlich, dass die Kirche diese Potentiale entsprechend nutzt um den Kontakt zu ihren Mitgliedern (vor allem den Jüngeren) zu halten.
Aber auch diese Trends werden abflachen und mit der Zeit werden sicherlich auf diesen neuen Gebieten Schattenseiten ersichtlich werden, welche sich oft nicht vermeiden lassen und eventuell löst sich der eine oder andere Trend irgendwann auch wieder in Luft auf.
Und deshalb finde ich es wichtig, dass die Kirche Trends und die damit verbundenen Chancen zwar nutzt, ihnen aber nicht uneingeschränkt hinterherläuft und dabei auf ihr Standard-Angebot vergisst.
Denn irgendwann kommt für jeden Menschen im Leben der Moment, wo ein Trend einem nicht mehr das bieten kann was benötigt wird.
Wo wir mit unserem Latein am Ende sind und mit Schicksalsschlägen und Problemen konfrontiert werden die uns an den Rand unserer Weisheit bringen.
Hier ist es dann gut wenn die Kirche Kontinuität beweist und ihr Angebot aufrechterhält, dass sie eine Anlaufstelle für alle ist, die Trost und Halt suchen
Zwei Trends machen dies leider zunehmend schwierig.
Leider sind es die einzigen beiden Trends, die mir als tatsächlich kirchenspezifische Trends eingefallen sind.
Der erste war, der Trend der Kirchenaustritte; nicht gerade ermutigend und sicher kein Trend den man forcieren möchte.
Aber offenbar ist es ein Zeichen unserer Zeit, dass die Kirche als Institution immer weniger gefragt ist und die Leute immer weniger erreicht.
Vielleicht weil die weltlichen Angebote heutzutage einfach zu verlockend sind und oft den Eindruck erwecken, dass so eine verstaubte Institution wie eine Kirche nicht mehr gebraucht wird.
Vielleich aber auch weil ich auch einen zweiten Trend ausgemacht habe, und dieser betrifft die Personen, die Funktionen innerhalb der Kirche übernehmen.
Vielleicht ist es mir früher nur nicht so aufgefallen, aber ich habe immer öfter das Gefühl, das Personen die im Zuge ihrer Arbeit für die Kirchen und Gemeinden regelmäßig zu größeren Gruppen sprechen immer häufiger diese Möglichkeiten missbrauchen um ihre persönlichen Meinungen in die Welt zu posaunen, vor allem ihre politische Meinung.
Zugegeben, diese Personen stellen aktuell eine Minderheit dar und ich erlebe solche Fälle zugegeben immer noch selten, aber leider doch gefühlt häufiger als vor 5, 10 oder 15 Jahren.
Bei diesem Trend wäre es wünschenswert, eine Umkehr einzuleiten und die Kirche wieder zu einem Ort zu machen, an dem sich jeder willkommen fühlt, egal aus welchem Land, egal in welchem Alter, egal mit welcher politischen Einstellung oder in welcher persönlichen Lebenssituation.
Dann würden vielleicht auch die Kirche und ihre Angebote wieder im Trend liegen.