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Glaube oder Gains? Kirche und Fitnessstudio – mehr gemeinsam als gedacht?


03. März 2025

Du zahlst Mitgliedsbeiträge, aber bekommst nicht einfach eine fertige Leistung serviert – stattdessen musst Du selbst aktiv werden, um davon zu profitieren. Du findest dort Gleichgesinnte, wirst gefordert und gefördert und sowohl auf Social Media als auch in echten Räumen gibt es Trends, Rituale und Auseinandersetzungen um den richtigen Weg. Klingt nach einem modernen Fitnessstudio? Sicher. Aber auch nach Kirche! Ein Blick auf zwei Welten, die sich ähnlicher sind, als man denkt.

Mitgliedschaft: Investition in etwas Größeres

Gehst Du ins Fitnessstudio oder bist Teil einer Kirchengemeinde, zahlst Du oft eine Art „Mitgliedsbeitrag“. Während Fitnessstudios mit Monats- oder Jahresbeiträgen arbeiten, geschieht dies in Kirchen zumeist über Kirchenbeiträge/-steuern oder freiwillige Spenden – aus der Tasche gezogenes Geld oder eine Investition? In beiden Fällen bezahlt man nicht nur für eine Dienstleistung, sondern investiert in eine Plattform: einen Raum, eine Gemeinschaft und Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Der Unterschied? Im Gym bekommst Du Hanteln und Laufbänder gestellt, dazu Trainer, die Dich begleiten, eine Community und allerlei Angebote. In der Kirche findest Du – andere – Rituale, spirituelle und soziale Angebote, engagierte Haupt- und Ehrenamtliche, die Dir helfen, sichere Räume für Anliegen, Diskussionen und Fortbildung. Die bloße Mitgliedschaft reicht nicht – wer nichts aus seiner Teilnahme macht, wird auch keinen Gewinn daraus ziehen.

Ohne Eigeninitiative kein Fortschritt

Warum gehen Menschen überhaupt ins Fitnessstudio oder in die Kirche? Weil sie sich davon etwas versprechen. Ein besseres Lebensgefühl, innere Ruhe, persönliche Entwicklung. Fitness kann Dir körperliche Stärke, ein gutes Selbstbewusstsein und oft auch eine gesündere Lebensweise geben. Der Glaube kann Dir Halt, Orientierung und eine enge Gemeinschaft bieten. Genauso wenig, wie es in der Kirche nur ums Beten geht, geht es im Fitnessstudio nicht ausschließlich darum, die schwersten Hanteln zu stemmen: Gerade in der Abwechslung steckt viel Potenzial sich zu entfalten.

Manch eine:r ärgert sich darüber, mitunter viel Geld zu zahlen und nichts zurückzubekommen. Egal ob Du Deinen Körper oder Deinen Glauben stärken willst – von nichts kommt nichts. Du magst zwar offizielles Mitglied sein, aber wenn Du Dich nicht aktiv einbringst, wirst Du wenig Nutzen daraus ziehen können. Für das Gym bedeutet das: Hingehen (!), Trainieren, Dranbleiben, Routinen aufbauen – in der Kirche aber auch: allenfalls das Training sieht hier etwas unterschiedlich aus. Beides ist eine Challenge, aber auch eine Chance. Beides fördert die persönliche Weiterentwicklung und bietet Dir eine Möglichkeit, Dich auf vielfältige Weise ‚voran‘ zu bringen. Und egal ob Muskelaufbau oder Seelenfrieden – es tut gut, Fortschritte zu sehen!

Entfaltungsmöglichkeiten: Vom (gemeinsamen) Bankdrücken und Beten

Ein bekanntes Sprichwort bringt’s auf den Punkt: „Geschmäcker sind verschieden!“ Manchen liegt viel an der Vorbereitung oder der Teilnahme an einem Gottesdienst, während sich andere lieber in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Für die einen ist das stille Gebet fruchtbarer, als volle Kirchenbänke und während viele von der Atmosphäre der Taizé-Gebete angetan sind, trägt andere wiederum die praktische Tätigkeit in der Gemeinde. Auch im Fitnessstudio gibt es die Gym-Buddies und „Einzelkämpfer“, die, die lieber an den Maschinen arbeiten oder bevorzugt zu den freien Gewichten greifen. Seien es Zumba-Kurse oder ein Plausch mit dem:der besten Laufbandfreund:in: Weder Gym noch Kirche schreiben Dir vor, was und wie Du Dich entfalten sollst, sondern wollen Dich darin unterstützen. In beiden Bereichen können dadurch Netzwerke, sogar Freundschaften und ein Gefühl der Zugehörigkeit entstehen – oft weit über die ursprüngliche Motivation hinaus.

Social Media: Zwischen Motivation und Fake-Versprechen

Auf Instagram & Co. findest Du unzählige Fitness-Influencer, die Dir den perfekten Body versprechen – und "Sinnfluencer", die Dich zu einem besseren Leben durch den Glauben inspirieren wollen. Manche liefern wertvolle Tipps und bemühen sich, Dir mit konstruktiver Kritik und kleinen Anleitungsschritten zu helfen, andere setzen unrealistische Maßstäbe oder verbreiten Halbwahrheiten, indem sie einseitig argumentieren, willkürlich zitieren und Dich von „schlechten“, „ungesunden“ oder „sündigen“ Dingen abhalten wollen. Hier gilt: Kritisch bleiben! Nicht alles, was in Deinem Feed steht, ist tatsächlich gesund – ob für den Körper oder die Seele. Die Herausforderung besteht darin, Impulse reflektiert und positiv zu nutzen, ohne sich in Vergleichen und Widersprüchlichkeiten zu verlieren.

Struktur vs. Flexibilität

Beide Welten bieten eine Mischung aus festen Strukturen und individueller Freiheit. Die Kirche bietet klare Rituale, markante Gebäude, geregelte Zeiten und eine lange Tradition, aus der man gemeinsam oder auch alleine schöpfen kann. Die Öffnungszeiten, Kurse und bestimmten Regeln der Gyms eröffnen ebenso viele Möglichkeiten, wie Inspirationen für das Workout zu Hause, alleine oder mit Freund:innen. Dass es dabei nicht nur sonnige Seiten gibt, zeigt sich in den Rush-Hours, wenn jede:r nach Feierabend ins Fitti strömt und es für den eigenen Geschmack eigentlich zu voll, zu laut, zu wuselig ist – oder an der Zeit des Sonntagsgottesdienstes, die häufig in die Ausschlaf- oder Frühstückszeit des wohlverdienten Wochenendes fällt.

Symbiose - Wo sich Glaube und Gains ergänzen

Ob Du nun für dein seelisches oder körperliches Wohl trainierst – beide Wege erfordern Einsatz, bieten Chancen und bringen Menschen zusammen. Vielleicht ist der perfekte Lifestyle-Mix nicht "entweder oder", sondern "sowohl als auch". Erfahrungen aus dem Glaubensleben, meditative Ruhe, Gelassenheit, ein Sinn für das „Maß“, können dem Workout vielleicht ganz dienlich sein, die eigenen Erwartungen nicht zu hochzuschrauben, entspannter seinen Zielen entgegenzugehen. Gleichzeitig liegt, anders herum, viel Potential gerade darin, Erfahrungen aus dem Gym mit in die Kirche zu bringen: Fokus, Disziplin, ein In-sich-Hineinfühlen, Geduld oder Kollegialität. Warum also nicht das Beste aus beiden Welten mitnehmen?