Warum ich gegen das „Gendern“ bin?
Ich liebe die deutsche Sprache. Die Liebe zur deutschen Sprache und das Gendern schließen sich nach meinem Empfinden aus. Damit ist eigentlich schon alles gesagt.
Dass die deutsche Sprache vergewaltigt wird, um ideologische Programme zu fördern, ist ein Armutszeugnis für unser Kulturbewusstsein.
Vordergründig soll es um die Gleichberechtigung der Frauen gehen, und – seit die beiden biologischen Geschlechter mehr oder weniger ignoriert werden – auch um eine diskriminierungsfreie Sprache allen gegenüber, die sich irgendwo zwischen diesen Geschlechtern wähnen.
Gleichberechtigung der Frau, das bedeutet für mich: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Aufstiegschancen, gleiche Rechte, keine Diskriminierung im Beruf, im Staat, in der Freizeit, in der Familie. Und vor allem haben die Frauen ein Anrecht auf Respekt und auf Schutz vor der meist männlichen Gewalt. Die gendergerechte Sprache leistet dafür nicht den geringsten Beitrag. Im Gegenteil. Sie polarisiert, und plötzlich wird das Thema „Sprache“ wichtiger als die Frauen, um die es angeblich geht. Wer Frauen respektiert, wird ihnen in jeder Sprache respektvoll begegnen, wer es nicht tut, wird es mit dem Zwang zur gendergerechten Sprache noch viel weniger tun. Allein der Spott über die gendergerechte Sprache trifft nicht die Männer, sondern die Frauen.
Seit das Gendern irgendwie „Pflicht“ ist, finden wir zahllose Texte, in denen die Schreiber und Redner verzweifelt versuchen, neutrale Worte zu verwenden, nur um die Qual des Genderns zu umgehen.
Respekt, Achtung, Liebe lassen sich nicht verordnen, auch nicht dadurch, dass dafür eine Sprache „geopfert“ wird.
Wer immer den Eindruck hat, dass in seinem Umfeld die Frauen diskriminiert werden, sollte nicht bei der Sprache ansetzen (es sei denn, die Sprache ist schon dem Inhalt nach diskriminierend), sondern beim täglichen Umgang mit den Frauen. In meiner Pfarrgemeinde ist „Gendern“ kein Thema: - aber die Frauen werden in ihrem vorbildlichen Fleiß und ihrem Einsatz für das Evangelium geachtet und gewürdigt. Diese Wertschätzung kann durch kein Sternchen, kein Binnen-I und keine ideologische Verzerrung der Sprache ersetzt werden.
Wer als Mann einfach höflich ist, der Frau die Tür öffnet, den Stuhl zurechtrückt, ihr aus dem Mantel hilft, sie zuerst begrüßt und sie verteidigt, wann immer und in welcher Form auch immer sie „angegriffen“ oder belästigt wird, der wird von den Frauen ganz sicher mehr geschätzt, als jemand, der in seinen Texten mit Gendersternchen um sich wirft, aber keine Ahnung mehr hat, wie sich ein „Gentleman“ zu verhalten hat.
Wir sollten an unserem Benehmen arbeiten und auch an den Inhalten und der Ausdrucksweise in unserer Sprache. Denn auch in der gendergerechten Sprache kann ich die unerträglichsten, diskriminierendsten und frauenfeindlichsten Aussagen treffen.
Lassen wir also das „Gendern“ – es gibt auch im Blick auf die Gleichberechtigung Wichtigeres zu tun!